Viele Unternehmen setzen auf einen Multi-Cloud Ansatz und nutzen also mindestens zwei der bekannten Hyperscaler.
Typischerweise ist der Begriff Multi-Cloud jedoch nicht wirklich korrekt. Denn: Die wenigsten Cloud Anwendungen werden über mehrere Anbieter hinweg betrieben. In den meisten Fällen wird der eine Workload bei Anbieter A und der andere Workload bei Anbieter B betrieben.
Es ist fraglich, ob hierdurch der sog. Vendor Lock-In, also die Abhängigkeit von einem Hersteller, umgangen wird.
Im Falle, dass dann doch ein Workload über mehrere Anbieter hinweg betrieben wird, ist das Desaster vorprogrammiert. Die Probleme sind vielfältig:
- fehlendes Know-How für beide Anbieter
- Reduzierung des Feature Sets auf Gemeinsamkeiten beider Anbieter, also VMs, Storage, Container
- doppelte Supportkosten
- doppelte Auswertung von Neuigkeiten der jeweiligen Anbieter
- unterschiedliche Konfiguration gleichartiger Dienste
- Skaleneffekte bleiben ungenutzt
- hohe Kosten für Datentransfer
- Skalierung über mehrere Cloudanbieter umständlich
- doppelte Umsetzung von Sicherheitsrichtlinien
- komplexe Konfiguration
- und viele mehr
Du siehst also, die Kosten für diese vermeindliche Herstellerunabhängigkeit sind riesig. Zusätzlich bleiben Kostenvorteile der einzelnen Anbieter auf der Strecke.
Dabei hat Vendor Lock-In den Vorteil, dass du dich bewusst für einen Anbieter mit seinen vielfältigen Produkten entscheidest.
All die Zusatzservices und Abstraktionen, die es neben der reinen Infrastruktur gibt, sind für den Kunden von Vorteil und nehmen Arbeit ab. Wenn es nicht dein Kerngeschäft ist diese IT-Dienste selber zu abstrahieren, kannst du meiner Meinung nach die Lösungen der bestehenden Anbieter wiederverwenden und davon maximal profitieren.
Weiterhin erhältst du den optimalen Support vom Hersteller. Im Problemfall kann er nicht die Ausrede bringen, dass es an dem jeweils anderen Anbieter liegt. Dies ist erfahrungsgemäß bei Architekturen, die mehrere Cloud Anbieter involvieren, der Fall.
Über die Zeit baust du immer mehr Know-How zu dem genutzten Cloud Anbieter auf. Weiterhin ist es einfacher Fachkräfte zu finden, die für diesen Cloud Anbieter geschult sind.
Aus diesen Gründen empfehle ich bei Diskussionen, in denen das Thema Vendor Lock-In auf den Tisch kommt, immer auch einen ehrlichen Blick auf die positiven Aspekte zu werfen.
Die hier genannten Vor- und Nachteile sind natürlich auf alle Cloud Anbieter anzuwenden.