Multi-Cloud: Der kleinste gemeinsame Nenner oder das beste aus allen Welten?

In der IT-Welt läuft viel über Redundanzen: Server werden mehrfach repliziert, um einen unterbrechungsfreien Betrieb zu gewährleisten. RAID Konfigurationen nutzen mehrere Festplatten, um für einen Ausfall gewappnet zu sein. Selbst Internetkabel und Rechenzentren werden in mehrfacher Ausführung eingesetzt.

Doch wie sieht es mit unseren Cloud Providern aus? Macht es Sinn Workloads auf mehrere Cloud Provider zu verteilen?

Unternehmen, die einen Multi-Cloud Ansatz verfolgen haben verschiedene Beweggründe und Hoffnungen. Hierzu gehören unter anderem

  • Vermeidung von zu starker Abhängigkeit von einem einzelnen Provider (Vendor Lock-In)
  • Kostenvorteile oder zusätzliche Features bei einem anderem Provider
  • divers gewachsene IT-Landschaft z. B. durch M&A oder Holdingstrukturen
  • “Jeder macht es”
  • Hochverfügbarkeit

Doch sind dies wirklich valide Gründe?

Es kommt wie immer darauf an.

So ist der Wunsch einer zu starken Abhängigkeit von einem Anbieter nachvollziehbar. Jedoch setzen die großen Cloud Provider und allen voran auch AWS auf eine Interoperabilität und OpenSource. Das bedeutet, dass der Wechsel zu und der Wechsel weg von AWS durchaus machbar ist. Ich gebe meinen Kunden immer zu bedenken, dass ein zu starker Wunsch unabhängig von AWS zu sein, immer dazu führt, dass auch viele Vorteile, die durch AWS entstehen auf der Strecke bleiben. Dies ist vor allem bei den Kosten spürbar.

Kostenvorteile sind bei einem Multi-Cloud Ansatz in den seltensten Fällen zu erzielen. Dies liegt unter anderem daran, dass bei der Kommunikation zwischen den beiden Cloud Anbietern jeweils Kosten für externen Traffic anfallen. Skaleneffekte werden nicht erziehlt.

Bei vollständig voneinander getrennten Abteilungen bzw. Tochterunternehmen kann ein Multi-Cloud Ansatz hingegen sinnvoll sein. Es ist in vielen Fällen sinnvoller weiterhin die Workloads bei mehreren Cloud Providern zu betreiben, als zu konsolidieren. Dies ist jedoch eine Einzelfallentscheidung und trifft hauptsächlich bei größtenteils isoliert voneinander agierenden Geschäftsbereichen zu.

Bleibt der letzte der genannten Gründen.

Führt eine Multi-Cloud Strategie wirklich zu einer höheren Verfügbarkeit?

Ich denke nicht. In der Theorie klingt es erst einmal plausibel, dass durch die verschiedenen Rechenzentren der Provider an unterschiedlichen Orten auch innerhalb eines Landes eine höhere Verfügbarkeit entsteht.

Doch durch einen Multi-Cloud Ansatz steigt zunächst einmal die Komplexität enorm. Des Weiteren gehört zu einer Hochverfügbarkeit auch ein vernünftiges Failover. Dies ist mir zum heutigen Tag cloudübergreifend noch nicht begegnet.

Multi-Cloud als Lösung?

Du siehst also, dass ein Multi-Cloud Ansatz in einigen wenigen Fällen durchaus Sinn machen kann. Die meisten Beweggründe zeigen jedoch bei genauerer Betrachtung erhebliche Schwächen.

Multi-Cloud ist in den folgenden Situationen zu empfehlen:

  • Unternehmenszukäufe und -verschmelzungen (M&A)
  • Holdingstrukturen und Konzerne für unterschiedliche Geschäftseinheiten
  • Bei Dienstleistern: isolierte Kundenumgebungen mit unterschiedlichen Anforderungen

Fazit

Die Nutzung von mehreren Cloud Providern ist in der Praxis üblich. In der Regel überwiegen jedoch die Nachteile. Wir sollten uns bewusst sein, dass hierdurch die Komplexität enorm steigt. Zudem können wir einige Vorteile der einzenen Anbieter, durch den Wunsch anbieterunabhängig zu agieren, verlieren.

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    Hendric Jabs

    Hendric Jabs

    Ich bin Wirtschaftsinformatiker (M. Sc.) und AWS Cloud Solutions Architect. Seit 2014 beschäftige ich mich leidenschaftlich mit Amazon Web Services und habe bereits seit 2015 einer Vielzahl von Kunden zu einer erfolgreichen Cloud Nutzung verholfen. Im Jahr 2021 habe ich für das Digital Career Institute den ersten AWS re/Start Kurs in Deutschland als leitender Dozent durchgeführt.
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